Rimberg-Schanze lebt auf: Erinnerungen an alte Zeiten
Nach Jahrzehnten in der Verborgenheit wurde Ende April die alte Rimberg-Schanze wieder mit Leben erweckt. Ferdi Borgmann, der einst selbst auf dieser Schanze sein sportliches Können zeigte, präsentierte den Interessierten den Schanzen-Steig am Rimberg. Eine spannender, geschichtenreicher und anstrengender Spaziergang.
Von der Idee zur Hacke
Ferdi Borgmann hatte sich mit seinen Enkeln Elias und Mattis auf den Weg gemacht, um die ehemalige Schanze aus dem Dickicht zu befreien, begehbar zu machen und die wichtigsten Stationen dieser Sportanlage zu erläutern. Ende April nutzen ein paar Dutzend Interessierte das Angebot einer ganz besonderen Schanzenführung. Das Wetter und die wunderbare Natur gaben dazu den passenden Rahmen.

Der Verkehrsverein Niedersfeld e.V. unterstützte diese Idee und ließ die notwendigen Informationsschilder und -tafeln im örtlichen Werbetechnikbetrieb herstellen.

Ortsvorsteher Christian Schmidt und Jörg Harbecke von der Dorfgemeinschaft Niedersfeld e.V., die diesen Begang organisatorisch unterstütze, freuten sich über die gute Resonanz an diesem Tag und lobten den Einsatz der Familie Borgmann.
“Mein Ziel war es, dass die Schanze nicht in Vergessenheit gerät. Und da habe ich Hacke und Schüppe gepackt und bin mit meinen Enkeln losgezogen”, erzählt Ferdi Borgmann. Dass über den Schanzen-Steig auch das Rimberg-Kreuz direkt erreichbar ist, rundet die gesamte Sache ab. Voraussetzung für den Aufstieg ist allerdings festes Schuhwerk. Auch eine ausreichende körperliche Konstitution und ein wenig Puste sind notwendig, denn der Steig ist steil und anstrengend.
Schanzenauslauf, Hillesee, Springer & Hüpfer
Der Rimberg-Schanzen-Steig beginnt dort, wo einst der Sprung der Sportler endete, nämlich im Tal der Hille. Diese schlängelte sich bis in die 1970er Jahre noch in einigen Schleifen durch die teils sumpfigen Wiesen des Hilletals, die seinerzeit landwirtschaftlich genutzt wurden. Dabei lag die Grasnarbe weit unterhalb des jetzigen Wasserspiegels, was bedeutet, dass zwischen Schanzentisch und Auslauf noch mehr Meter lagen, als es heute zu sehen ist.

Pistenwalze? Fehlanzeige!
Bevor aber die Springer ihrem sportlichen Ehrgeiz nachkommen konnten, waren umfangreiche Vorbereitungen notwendig. Die Wieseneigentümer wurden jedes Mal gefragt, ob man denn auch die Wiesen als Auslauf nutzen dürfe. Es mussten dann die Zäune entfernt werden, dann wurde der Auslauf hergerichtet.


Wo im Sommer die Viecher weideten, ereignete sich in der Winterzeit ein sportliches Highlight. “Wir hatten damals einige gute Springer, aber auch einige Hüpfer dabei”, erklärt Ferdi Borgmann mit einem Augenzwinkern und führt fort: “Wer es bis hier unten hin geschafft hat und auf den Brettern stand, der konnte was!”

Ferdi Borgmann erläutert: “Erstmal mussten natürlich die äußerlichen Bedingungen passen, es musste also Schnee genug vorhanden sein. Es gab im Auslauf einige Senken, die wir mit Schnee zuschüppen mussten. Das war eine schweißtreibende Angelegenheit. Dann folgte die Knochenarbeit, nämlich die Präparierung der Schanze. Das haben wir mit unseren großen Skiern an den Füßen alles mit Körperkraft gemacht, also unten angefangen und dann seitwärts Schrittchen für Schrittchen den Berg hinauf. Da war man nach getaner Arbeit schonmal fix und fertig und hatte eigentlich keinen Sprung mehr im Sinn. Wer es dennoch nach der harten Arbeit versuchte, schaffte vielleicht grade mal 25 Meter.”
Schanzentisch: höher, weiter; jedenfalls: Abwärts!
Ein entscheidendes Merkmal der Sprungschanze ist der Absprungbereich, an dem der Springer von der Anlaufbahn abspringt. “Man sieht noch das Eisen, mit dem der Schanzentisch früher befestigt war, wir haben dann damals mit kleinen Tannen und Zweigen den Absprungpunkt trichterförmig markiert und meine Aufgabe bestand oft auch darin, die Schanzenspur zu ziehen”, fährt Ferdi Borgmann vor, als sich die Wandergruppe bis fast nach ganz oben vorgekämpft hat.
Er erklärt weiter: “Der Absprungpunkt musste gut markiert werden und natürlich musste man sich auch richtig anstellen, wenn man nicht am nächsten Wegebuckel anecken wollte. Der Absprungbereich musste sorgfältig hergerichtet werden. Ca. 14 Grad musste die Neigung des Schanzentischs betragen. Wenn wir da nicht richtig gearbeitet haben, plumpste der Springer entweder unterhalb des Tisches auf den Weg oder flog bis in die Wolken.”

Westdeutsche Meisterschaften in Niedersfeld
Im Jahr 1962 wurden die Westdeutschen Nordischen Skimeisterschaften an der Rimbergstraße ausgetragen. “Da war hier schon einiges los und da mussten alle kräftig anpacken”, weiß Ferdi Borgmann zu berichten. Franz-Josef Steinrücken (Jojo) pflichtet ihm bei. Auch er hat seinerzeit viele Sprünge auf der Rimbergschanze absolviert. Er erklärt: “Oben am Anlauf, am Schanzentisch, im Wertungsbereich und unten im Tal standen jeweils Posten, die durch Fahnenzeichen die freie Bahn markierten und damit auch den Zuschauern signalisierten, dass gleich ein Springer kommen wird.” Der Westdeutsche Rundfunk war damals in Niedersfeld dabei (bisher konnten noch keine Aufnahmen hiervon gefunden werden).

Ferdi Borgmann weiß über den einen oder anderen Sportler aus Niedersfeld und aus Winterberg zu berichten: “Es waren sicherlich 15 bis 20 Springer, die damals hier im Dorf aktiv waren und teils gute Sprünge machten. Die Winterberger Springerszene war mengenmäßig stärker und lag uns in der Regel eine Skispitze voraus.”
Am Ende dieses Berichts ist ein Fernsehbeitrag des WDR zu sehen. Der Springer mit der Startnummer 20 ist ein Niedersfelder.
Hoch oben und weit unten
Wer es bis zum Startbalken, der den Anfahrtsbereich markiert, geschafft hat, erhascht einen beeindruckenden Blick bis auf den Hillesee. “Ganz schön hoch!” ist von dem einen oder anderen zu hören. Und Ferdi Borgmann ergänzt lachend: “So mancher hatte noch während des Fluges schon die Buxe voll.” Dem voraus ging ein steiler, anstrengender Anstieg, denn einen Lift oder eine andere Fahrgelegenheit bergauf gab es natürlich nicht.

Der Anlaufbereich liegt in einer Senke. “Mit unseren langen Brettern kamen wir nur mit Mühe bis zum Start. Sie passten wegen der extremen Länge nicht in den Hohlweg. Und wenn wir dann zum Sprung ansetzten, mussten wir uns mit einem beherzten Seitensprung in die Startspur schwingen”, berichtet Jojo Steinrücken.

Ferdi Borgmann berichtet, dass sogar aus Österreich Schanzenbauer am Werk waren. “Anton Schmuck aus Maria Alm, der Mitte der 1960er Jahre den Eschenberg-Lift aus der Taufe hob, arbeitete hier an der Rimberg-Schanze mit.”
Mitten in der Hoch-Zeit der Rimberg-Schanze war plötzlich Schluss. Eigentlich war Ende der 1960er Jahre noch eine weitere Westdeutsche Meisterschaft vorgesehenm, aber die Geschichte der Schanze nahm ein jähes Ende. Ein schwerer Sturz mit tötlichen Folgen war der Grund.
Bei einem tragischen Unfall während des Kombinationsspringens 1968 wurde der Weitenmesser Friedbert Schleimer durch einen herrenlosen Ski tödlich verletzt und die Anlage daraufhin nicht mehr genutzt.
Vom Startbalken sind es noch ein paar Meter bis zum Rimberg-Kreuz. Der Weg dorthin wurde im Rahmen dieser Aktion mit neuen Schildern markiert.
Ein Blick über den Schanzentisch hinaus
Skisprungschanzen gab es im letzten Jahrhundert gleich mehrere, genauer gesagt: Naturschanzen. Beispielsweise wurde im Niedersfelder Rosenthal um 1950 eine Übungsschanze errichtet, auf der die damaligen Jungsporler trainiert haben. Auch in Winterberg stand in der Büre eine Naturschanze (Lollo-Wahle-Schanze), ebenfalls im Rauchloch. Auch in Altastenberg (Westfalenschanze) und Bruchhausen (Hömbergschanze) wurde eine Naturschanze unterhalten, in Züschen waren es sogar mal zwei (Löhchenschanze, Thälerschanze) und darüber hinaus gab es im weiteren sauerländischen Umfeld weitere Skisprungschanzen.
Und auch heute noch sind die Sportanlagen in nächster Nähe zu sehen, zum Beispiel in Winterberg und in Willingen. Niedersfeld war einst Austragungsort hochrangiger Wettbewerbe, so zum Beispiel 1962, als die westdeutschen Skisprungmeisterschaften an der Rimbergschanze ausgetragen wurden. Dieser ehemaligen Schanze wurde nun wieder Leben eingehaucht.
Externer Link:
Wie das in den früheren Zeiten ablief, zeigt ein Archiv-Video des Westdeutschen Rundfunks.