Brand und Menschenrettung: Feuerwehrübung in der Dorfmitte
Rauch steigt auf, am Fenster im oberen Geschoss stehen Menschen, die durch das verrauchte Treppenhaus das Haus nicht mehr verlassen können. Sie haben die Zimmertür geschlossen, um den giftigen Rauch abzuhalten und rufen um Hilfe. Unten im Keller ist ein Feuer ausgebrochen und das gesamte Treppenhaus ist dicht verraucht. Panik macht sich breit, denn erste Schaulustige und jene, die zu helfen versuchen, befinden sich im Umfeld des Brandobjektes. Jemand hat sofort die Feuerwehr unter der Notrufnummer 112 angerufen. Die Leitstelle alarmiert die örtliche Feuerwehreinheit. Für solche Einsatzlagen “Brand” und “Menschen in Gefahr” werden lt. Alarmplan bestimmte Einheiten angefordert, die über entsprechende Fahrzeuge (Löschwasser, Atemschutz, Drehleiter, Einsatzleitung) und über Einsatzkräfte verfügen.
In diesem Fall handelt es sich um eine Übung. Die Feuerwehr rückt ohne Sonderrechte an, verschafft sich ein Lagebild und teilt dann verschiedene Aufgaben zu. Bis auf den Einsatzleiter und den Zugführer wissen die eingesetzten Kräfte noch nicht, worum es genau geht und so erfolgt nach und nach der Aufbau der Einsatzstelle.
Ein Einsatzszenario, was von allen Beteiligten viel abverlangt und was gleichsam auch zu den realen Einsätzen der Feuerwehr zählt. Damit solche Einsätze bewältigt werden können, werden Feuerwehrleute ausgebildet. Grundausbildung, eine spezielle Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger, die Ausbildung von Führungskräften und weitere spezielle Lehrgänge gehören zur Ausbildung der Feuerwehrleute. Und für die praktische Erfahrung wird regelmäßig im Rahmen der Dienstabende geübt. Denn die Männer und Frauen der Feuerwehr in der Stadt Winterberg sind alle ehrenamtlich tätig, also in ihrer Freizeit, neben ihrem Beruf. Daher auch der Name: Freiwillige Feuerwehr.
Wenn eine Alarmierung erfolgt, wissen die Einsatzkräfte, was zu tun ist. Welche technischen Geräte werden für den Einsatz benötigt? Sind Menschenleben in Gefahr? Müssen besondere Güter geschützt werden? Wie schütze ich mich selbst und die Einsatzkräfte? Wer macht was? Wer hat die Einsatzleitung? Sind wir genug oder brauchen wir Verstärkung? All das läuft bei den Einsatzkräften und ganz besonders bei den Führungskräften im Kopf ab, wenn es zählt.
Innerhalb der Freiwillige Feuerwehr sind die Aufgaben verteilt: Angriffstrupp, Wassertrupp, Schlauchtrupp, Maschinist, Melder, Abschnittsleiter, Gruppenführer, Einsatzleiter, Kommunikation… Es gibt Feuerwehrdienstvorschriften, es müssen Unfallverhütungsvorschriften eingehalten werden und wer mit einem Atemschutzgerät in den Einsatz geht, wird regelmäßig medizinisch gecheckt und muss die Fitness in einer besonderen Übungsstrecke unter Beweis stellen. Da spielt es keine Rolle, ob es eine Freiwillige Feuerwehr oder eine Berufsfeuerwehr ist.
Und so sitzen dann die Einsatzkräfte auf den Fahrzeugen, die sich mit Blaulicht und Martinshorn auf den Weg zur Einsatzstelle machen. Da ist Eile geboten, denn je eher die Feuerwehr vor Ort ist, umso schneller kann sie helfen und eingreifen. Da hat der Handwerker gerade noch an einer Heizung geschraubt, der Industriemechaniker war gerade mit der Instandsetzung einer Maschine beschäftigt, der Geschäftsführer war noch in der Budgetplanung und der Gartenbauer setzte noch Pflastersteine; die Controllerin befasste sich mit Unternehmensprozessen und der Bürokaufmann setzte gerade ein Schreiben auf. So könnten die Minuten vor der der Alarmierung aussehen.
Vor allem in der Tagesbereitschaft, also dann, wenn die meisten Menschen an ihrer Arbeitsstelle und damit nicht unbedingt am Ort ihrer Einheit sind, ist die Feuerwehr darauf angewiesen, ausreichend Einsatzkräfte zu aktivieren. Die Unternehmen/Arbeitgeber sind sehr kooperativ. Häufig fahren Feuerwehrleute auch in den Einheiten mit, die an ihrem Arbeitsplatz alarmiert werden. So sind Einsatzkräfte aus Grönebach tagsüber auch in Niedersfeld im Einsatz, Niedersfelder Feuerwehrleute fahren in Winterberg mit in den Einsatz. Auch wenn die Alarmierung in der Nacht erfolgt, sind die Freiwilligen da, eilen zum Feuerwehrhaus und stehen parat.
In diesem Fall sind die Einheiten des Löschzugs II der Feuerwehr der Stadt Winterberg aus Grönebach, Hildfeld und Niedersfeld vor Ort und stellen sich der Aufgabe, Menschen aus den oberen Stockwerken zu retten, das Feuer im Keller zu bekämpfen und dazu alle notwendigen Arbeiten auszuführen. Rund 50 Männer und Frauen sind mit 5 Einsatzfahrzeugen vor Ort. Die Einsatzleitung richtet Abschnitte ein, teilt die Abschnittsleiter zu und setzt die Einsatzstrategie um.
Neben der Ausrüstung mit schwerem Artenschutz wird auch eine Wasserversorgung aus der naheliegenden Hille und aus dem öffentlichen Wassernetz aufgebaut. Mit mehreren Leitern verschaffen sich die Einsatzkräfte Zugang zu den oberen Stockwerken und rettem nach und nach die in Not geratenen Personen.
Nach einer guten Stunde meldet die Einsatzleitung „Feuer aus, Übungsende!” Im Anschluss daran erfolgte eine umfangreiche Analyse der im Rahmen dieser Übung gewonnenen Erkenntnisse. Auch das dient der stetigen Optimierung für ähnliche Einsatzlagen.