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FC Hilletal: vom Tal der Schmerztränen bis zum Meisterhimmel

Sportplatz Niedersfeld

Der FC Hilletal schreibt auf seiner Facebook-Seite:

Wie nah Himmel und Hölle gerade im Fußball manchmal beieinander liegen, durfte unsere Erste Mannschaft jetzt auf ganz besondere Art und Weise erfahren. Von der bodenlosen Betroffenheit durch das Worst Case-Szenario der fürchterlichen Verletzung von Abwehrchef Patrick “Parv” Sauerwald beim Spiel am vergangenen Sonntag in Marsberg bis hin zur absoluten Ekstase und ausgelassener Partystimmung nach der Partie am gestrigen Freitgabend in Madfeld vergingen gerade einmal fünf Tage.
Fünf sehr emotionale und aufwühlende Tage, an deren Ende ein unvergleichliches Happy End steht: Denn mit dem 2:0-Auswärtserfolg bei der bis dato zu Hause ungeschlagenen SG Madfeld/Bleiwäsche machte die Lenneper-Stahlschmidt-Kaspari-Elf endgültig den Deckel auf eine herausragende Saison und sicherte sich bereits drei Spieltage vor Schluss die Meisterschaft. Fast noch schöner: Parv konnte bereits wieder auf Krücken das Spiel vor Ort in Madfeld mitverfolgen, und sorgte als Überraschungsgast bei der Kabinenansprache und als “sitzender” Co-Trainer an der Seitenlinie für den letzten Push.
Dieser war auch nötig, denn auf dem Rasenplatz Madfeld hängen die Trauben nicht nur für den FC bekanntermaßen immer extrem hoch. Doch alleine die Rahmenbedingungen hätten für einen Showdown wie diesen kaum besser sein können: Frühlingshaftes Wetter vor einem langen Wochenende, dazu reger Zuschauerandrang dank des Sportfestes der Hausherren sowie eine unglaubliche Unterstützung vonseiten der treuen FC-Fans, die die weite Reise teils sogar mit einem eigens vom Verein organisierten Bus angetreten hatten und mit Fahnen, Bannern und Pyrotechnik schon vor dem Anpfiff für echte Gänsehautatmosphäre sorgten.
Hinzu kam ein bis in die Haarspitzen motivierter Gastgeber, der sich nicht nur auf dem eigenen Sportfest keine Blöße geben, sondern mit einem Heimdreier auch den letzten Strohhalm in Richtung Meisterschaft ergreifen wollte. Entsprechend motiviert und aggressiv ging die SG ins Spiel und kaufte unseren Jungs zunächst vor allem in den Zweikämpfen den Schneid ab. Die boys in black ließen sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und standen – brillant organisiert von Kapitän Steffen “Locke” Schleimer und dem herausragenden Sven “Häschen” Auerswald – gerade defensiv äußerst stabil und kompakt. Zudem gelang es den Gästen durch geschickte Tiefenläufe vor allem mit ihrer variablen und schnellen Offensivreihe immer wieder kleine Nadelstiche zu setzen.
Nachdem aussichtsreiche Angriffe zuvor bereits mehrfach wegen zumindest diskutabler Abseitsentscheidungen zurückgepfiffen wurden, war es dann in der 39. Minute endlich soweit: Infolge eines ebensolchen Tiefenlaufs über die halbrechte Seite brachte Michel “Dietäää” Borgmann den Ball aus vollem Lauf scharf vor die Kiste, wo Luki Sauerwald perfekt eingelaufen war und die Kugel gegen die Laufrichtung des chancenlosen SG-Keepers zur umjubelten 1:0-Führung in die Maschen jagte.
Mit diesem Pausenstand war zugleich die halbe Miete eingefahren, obgleich jedem im FC-Trikot bewusst war, dass die kommenden 45 Minuten nochmal eine außerordentliche Bewährungsprobe bereithalten würden. Denn natürlich mussten die Hausherren mit dem Rücken zur Wand nun noch etwas mutiger und offensiver agieren, was dem Tabellenführer aber für weitere Kontersituationen durchaus entgegenkommen sollte.
Und so gestaltete sich auch der zweite Durchgang wie erwartet: Der FC agierte aus einer guten Tiefenstaffelung heraus überaus kompakt und überließ den Gastgebern phasenweise den Ballbesitz, nur um dann in den entscheidenden Situationen in der eigenen Hälfte umso aggressiver in die Zweikämpfe gehen und die Räume entsprechend eng halten zu können. Natürlich lässt sich gegen ein Team mit solcher Qualität wie das der SG Madfeld/Bleiwäsche nicht alles wegverteidigen, dennoch warfen sich unsere Jungs leidenschaftlich in jeden Schussversuch und ließen wirklich ihr Herz auf dem Platz. Wenn dann doch mal ein Ball aufs Tor kam, war dieser stets sichere Beute des souveränen Keepers André “Ekki44” Jozing.
Dass das Spiel wiederum bis weit in die Schlussphase hinein ergebnistechnisch weiterhin auf Messers Schneide stand, lag dagegen an der – wieder einmal – fahrlässigen und teils haarsträubenden Chancenverwertung der Gäste aus dem Hilletal. Reihenweise wurden auch die aussichtsreichen Konterchancen liegen gelassen und dabei sogar das komplett leere Tor verfehlt. Dennoch ließ sich unsere Truppe auch davon nicht aus der Ruhe bringen und wurde für diese Geduld belohnt: 82. Minuten waren gespielt, als Luki Sauerwald den pfeilschnellen Nachwuchs-Kicker Lars Chlebowski mit einem perfekt getimten Steckpass in die Gasse schickte und der Youngster kalt wie eine Hundeschnauze zum vorentscheiden zweiten Tor einnetzte.
Dass dieser Treffer so viel mehr Wert war als “nur” ein übliches 2:0 zeigte sich nicht nur an der Jubeltraube aus Ersatzspielern und Verletzten, die den Torschützen regelrecht unter sich begruben, sondern auch am spontanen Jubelsprint des Geschäftsführers über den halben Platz. Allen auf und außerhalb des Spielfelds war klar, dass dem FC die Meisterschaft nun nicht mehr zu nehmen sein würde.
Und so feierte in Reihen der Gäste sogar noch Janis Schleimer nach elendlanger Verletzungspause und zahlreichen gesundheitlichen Rückschlägen sein nicht hoch genug einzuschätzendes Comeback, was den perfekten Abend in Madfeld abrundete, den Schiedsrichter Raphael Blome nach fünfminütiger Nachspielzeit mit seinem Schlusspfiff endgültig besiegelte. Der Rest war ein Meer aus ekstatischem Jubel, grenzenloser Freude und purer Ungläubigkeit angesichts dieses herausragenden Erfolges.
Drei Spieltage vor Schluss bereits als Meister festzustehen und sich nun mehr als nur berechtigte Hoffnungen auf den Aufstieg und eine damit verbundene mögliche Rückkehr ins Kreisliga-Oberhaus nach über fünf Jahren Abstinenz machen zu dürfen, hat sich diese Truppe über die gesamte Saison gesehen schlichtweg verdient. Beste Heimmannschaft der Liga, beste Auswärtsmannschaft der Liga, zwischendurch 16 Partien infolge ungeschlagen und dazu insgesamt nur zwei Spiele (plus den einen Abbruch) nicht gepunktet – es gibt keine Zweifel daran, dass der FC Hilletal am Ende der Saison 2023/24 zurecht auf dem Fußballthron der Kreisliga B Ost steht. Ein für den Verein historischer Erfolg, den sich Vorstand, Trainerteam aber vor allem diese außergewöhnliche Truppe gemeinsam auf die Fahnen schreiben dürfen.
Entsprechend ausgelassen wurde der Titelgewinn dann auch bis spät in die Nacht auf dem Sportfest in Madfeld gefeiert. Unterstützt von einer großzügigen Freibier-Spende der Hausherren, die sich rundherum als perfekter Gastgeber erwiesen, stießen Spieler und Fans gemeinsam auf das Erreichte an und schmetterten so manchen Hit, der in nicht allen Ortsteilen Winterbergs gleichermaßen erfreut zur Kenntnis genommen werden dürfte (“Hilletal ist Meister, und…”)
Rein sportlich gesehen hat sich die Truppe nach dieser Wahnsinnsleistung jetzt erstmal ein spielfreies kommendes Wochenende verdient, bevor es dann am Sonntag, 2. Juni, um 15 Uhr mit der Auswärtspartie beim Tabellenzweiten SG Altenbüren-Scharfenberg weitergeht.
Glücklicherweise komplett ohne Druck, sodass es beim unmittelbar vorausgehenden Niedersfelder Schützenfest über Fronleichnamen auch keinen Grund zur Zurückhaltung mehr gibt. Eher im Gegenteil: Eine Meisterschaft feiert man schließlich nicht alle Tage. Auch nicht im Hilletal…

Nach dem Schock überwiegt Hoffnung

Patrick Sauerwald, Fußballer des FC Hilletal, verletzt sich schwer.

Die Westfalenpost berichtet am Dienstag nach Pfingsten:

Das Meisterschaftsspiel zuletzt in der Fußball-Kreisliga B2 HSK zwischen dem VfB Marsberg und dem FC Hilletal wurde überschattet von der schweren Verletzung von Patrick Sauerwald (wir berichteten). Der Spieler des Spitzenreiters und mittlerweile auch Gruppensiegers FC Hilletal hat sich bei einem Zweikampf das Wadenbein und das Sprunggelenk gebrochen. Dazu ist das Schienbein leicht angeknackst, und allerlei Bänder sind gerissen. Das Spiel wurde bekanntlich in der 55. Minute beim Stand von 1:0 für die Diemelstädter abgebrochen und anschließend von Staffelleiter Dirk Thoenies mit drei Punkten und 2:0 Toren für den VfB Marsberg gewertet. Patrick Sauerwald erholt sich seitdem, und auch der betroffene Gegenspieler äußert sich emotional zur Szene.

Sauerwald, 32-jähriger Abwehrspieler des Tabellenführers aus Winterberg, hat sich bei einem Zweikampf mit VfB-Kicker Sascha Wachsmann verletzt. „So ganz genau erinnere ich mich nicht mehr. Ich weiß, dass ich den Ball weggrätschen wollte, dabei bin ich mit meinem Fuß im Rasen hängengeblieben. Anschließend habe ich sofort gemerkt, dass etwas Größeres passiert ist. Als ich dann sah, dass der Fuß schräg stand und unter dem Stutzen der Knochen des Wadenbeins rausguckte, habe ich einen Schock bekommen und erst einmal ganz laut geschrien. So etwas muss man erst einmal verkraften“, schildert er die Situation.

Ich möchte schon
gerne wieder
Fußball spielen,
wenn auch nicht mehr
in diesem Jahr.

Patrick Sauerwald, Fußballer
des B-Ligisten FC Hilletal

Auch für Gegenspieler Sascha Wachsmann war die Szene „ein richtiger Schock. Ich wünsche Patrick alles Gute und die besten Genesungswünsche“. Der Ex-Coach des VfB Marsberg hatte gleich erkannt, dass es ein Schien- und Wadenbeinbruch sein müsse: „Das hatten wir vergangenes Jahr selbst bei uns in der Mannschaft in Marsberg. Ich hab’ direkt dafür gesorgt, dass jemand von Außen anruft und war dann direkt nach der Szene am Telefon im Gespräch mit dem Notarzt, der zum Glück dann auch sehr schnell da war.“ Insgesamt sei es eine „Horrorszene“ gewesen. Sascha Wachsmann hofft, „dass da keine Folgeschäden bleiben. Das ist das Wichtigste“.

Patrick Sauerwald wurde mit dem Krankenwagen ins Marsberger Krankenhaus gefahren und dann noch am selben Abend operiert. Inzwischen geht es dem FC-Kicker den Umständen entsprechend gut. Auf dem linken Unterschenkel sind lediglich zwei Pflaster zu sehen. Der Industriemechaniker bei einem heimischen Unternehmen zeigte sich vor einigen Tagen optimistisch, bald das Krankenhaus wieder verlassen zu können.

Drei Wünsche hat Patrick Sauerwald für die nahe Zukunft. „Zunächst ist wichtig, dass alles wieder gut verheilt. Ich möchte schon gerne wieder Fußball spielen, wenn auch nicht mehr in diesem Jahr. Dann hoffe ich dass wir den Gruppensieg in der Kreisliga B2 schaffen (mittlerweile ist dies dem FC Hilletal gelungen, Anm. d. Red.) und, dass dann noch Borussia Dortmund an meinem 33. Geburtstag am 1. Juni abends den Henkelpott gewinnt“, sagt Sauerwald. Er ist im Sommer 2023 wieder zu seinem Heimatverein FC Hilletal zurückgekehrt. Zuvor hatte er beim FC Nuhnetal und SV Oberschledorn/Grafschaft in der Bezirksliga gespielt.

 

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