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Worte des Ortsvorstehers zum Volkstrauertag 2025

Das Gedenken am Volkstrauertag begann am selbigen Tag mit einem Gottesdienst in der Kirche. Die Blasmusik Niedersfeld gestaltete den Gottesdienst, an dem viele uniformierte aus der Schützenbruderschaft, der Feuerwehr und der Blasmusik sowie zahlreiche Niedersfelder teilnahmen. Unter ihnen auch Ortsvorsteher Christian Schmidt sowie seine 4 Vorgänger und Bürgermeister Michael Beckmann. Diakon Rudolf Kretzer verwies in seinen Gebeten und in seiner Predigt auf die vielen Konflikte auf dieser Welt und nannte Zahlen und Begebenheiten, die ihm, so seine Worte, in der Vorbereitung auf diesen Tag sehr berührt hätten. Die Gottesdienstbesucher wurden mit dem Präludium aus Marc-Antoine Charpentiers „Te Deum“, intoniert an der Orgel und besser bekannt als „Eurovision“ verabschiedet.

Im Anschluss an den Gottesdienst formierte sich der Trauerzug und marschierte im Trauermarsch zum Ehrenmal. Dort wehte die Europaflagge mit ihren zwölf goldenen, fünfzackigen Sternen auf blauem Hintergrund und die Deutschlandflagge mit ihren schwarz-rot-goldenen Streifen. Gedenklichter brannten und die Fackelträger der Feuerwehr hielten Ehrenwache. Ortsvorsteher Christian Schmidt legte gemeinsam mit den Schützen den Kranz nieder. Auch hier trug die Blasmusik Niedersfeld zur würdigen Gedenkfeier bei. Die Zeremonie am Ehrenmal endete mit der Deutschlandhymne.

Mit dem Rückmarsch des stattlichen Trauerzugs zur HittenMitte endete die Niedersfelder Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Die St. Agatha-Glocke begleitete die Teilnehmenden schließlich auf ihrem Weg nach Hause. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr Niedersfeld hatten derweil die Absicherung übernommen. Auch durch die zeitweise Sperrung der Bundesstraße genoss die Zeremonie einen passenden Rahmen.

Eine würdevoll gestaltete Gedenkfeier, die einmal mehr zeigte, dass die Niedersfelder Rädchen gut ineinander gegriffen haben.


Ortsvorsteher Christian Schmidt sprach am Ehrenmal folgende Worte:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
verehrte Gäste,

heute stehen wir hier am Ehrenmal in Niedersfeld, einem Ort, dem die Geschichte des Zweiten Weltkriegs nicht abstrakt geblieben ist, sondern der sie in seinen Mauern und in seinen Menschen trägt. Wir versammeln uns an diesem Volkstrauertag – dem Tag, an dem wir innehalten, erinnern und Verantwortung übernehmen – und in diesem Jahr besonders mit Blick auf ein Datum, das uns alle verbindet: das Kriegsende vor 80 Jahren, im Mai 1945.

Vor 80 Jahren kamen die grausamen Jahre des Zweiten Weltkriegs zu einem Ende – nicht mit einem einfachen Schlussstrich, sondern mit einem Bruch, mit tiefen Wunden, Verlusten und einem langsamen, schmerzhaften Neuanfang. In Niedersfeld und im Sauerland hat dieser Neuanfang Spuren hinterlassen, die wir heute noch sehen – in alten Gebäuden, in Geschichten in Familien, in dem, was bewahrt und was neu aufgebaut wurde.

In unserer Heimat, in Niedersfeld, wurde der Krieg in seinen letzten Tagen besonders spürbar. Im Frühjahr 1945 zog ein langer Zug von Wehrmacht-Fahrzeugen und Waffen durch unser Tal, verletzt, beschädigt, fliehend. Es wurde geschossen – nicht irgendwo weit entfernt, sondern in den Bergen ,in den Wäldern und Höhen unseres Sauerlandes.
Die Zerstörung war greifbar: Fast alle Häuser in unserem Ort waren beschädigt oder zerstört. Die Zahl der Gefallenen trägt Mahnung: 69 Niedersfelder kehrten nicht zurück – die meisten von ihnen starben an der Ostfront oder in Gefangenschaft.

Wir erinnern heute auch an den kleinen Jungen – er war 13 Jahre alt –, der am 1. Januar 1945 durch eine Bombe getötet wurde. Ein einzelnes Leben, ein junger Mensch, dessen Zukunft abgeschnitten wurde.

In diesem Jahr bietet sich uns eine besondere, fast einzigartige Gelegenheit: Unser Niedersfelder Autor Hubert Koch hat sein Buch veröffentlicht:

Krieg im Sauerland vor 80 Jahren – Ein 90jähriger befragt sein 10jähriges Ich.

Hubert Koch, Jahrgang 1934, also selbst als Kind in diesen Kriegsjahren, verbindet in seinem Buch seine persönlichen Erinnerungen mit historischen Ereignissen, wie sie in unserer Region erlebt wurden – auch hier in Niedersfeld. Seine Worte geben uns Zugang zu dem Empfinden damals: Angst, Unsicherheit, aber auch Hoffnung auf Frieden. Sie erinnern uns daran, dass hinter jedem Datum und jeder Statistik Menschen standen, mit Namen, mit Gesichtern, mit Träumen.

Es ist ein Geschenk an uns alle, besonders an die jüngere Generation, denn mit dem Abschied jener, die den Krieg erlebt haben, wird das direkte Zeugnis rarer. Bücher wie das von Hubert Koch sind Brücken – zwischen den Generationen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Der Volkstrauertag ist aber nicht nur ein Blick zurück.
Er mahnt uns, die Gegenwart mit offenen Augen zu sehen.
Denn Krieg ist längst nicht mehr nur ein Kapitel der Vergangenheit.
Er ist wieder Realität – mitten in Europa, mitten in unserer Welt.

In der Ukraine tobt seit fast drei Jahren ein furchtbarer Krieg, der täglich neues Leid bringt – mit zerstörten Städten, Millionen Flüchtlingen und unzähligen Toten.

Im Gazastreifen, im Nahen Osten sterben Menschen – Kinder, Frauen, Zivilisten – in einem unaufhörlichen Kreislauf aus Gewalt und Vergeltung.
Und auch an vielen anderen Orten der Welt, in Afrika, in Asien, in Lateinamerika, herrschen Konflikte, Terror und Verfolgung.


Diese Kriege sind nicht fern.
Sie sind nicht abstrakt, nicht nur Bilder in den Nachrichten.
Sie betreffen uns – durch die Menschen, die Schutz bei uns suchen, durch die Ängste, die sie wecken, und durch die Fragen, die sie an uns stellen:
– Was tun wir, um Frieden zu bewahren?
– Wie begegnen wir Hass und Hetze?
– Was können wir beitragen, dass Menschlichkeit stärker bleibt als Gewalt?

Der Volkstrauertag fordert uns auf, hinzusehen, mitzufühlen und Verantwortung zu übernehmen
– im Kleinen wie im Großen.
Frieden beginnt in unseren Herzen, in unserer Sprache, in unserem Umgang miteinander.

Wenn wir heute den Kranz am Ehrenmal niederlegen,
dann gedenken wir nicht nur der Toten vergangener Kriege, sondern auch der Opfer der Kriege unserer Zeit. Wir trauern – und wir versprechen zugleich:
Wir wollen nicht abstumpfen.
Wir wollen nicht wegsehen.
Wir wollen uns einsetzen – für Frieden, für Verständigung, für Menschlichkeit.

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
der Friede, den wir heute genießen, ist nicht selbstverständlich.
Er ist ein Geschenk – und eine Aufgabe.
Möge dieser Tag uns mahnen,  aber auch ermutigen, Tag für Tag Verantwortung für den Frieden zu übernehmen – hier bei uns, in Niedersfeld, und überall in der Welt.

Ich danke Ihnen.


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